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Wie kann man Demenz vorbeugen?

An Demenz zu erkranken, gehört zu den größten Ängsten vieler Menschen. In der DLF-Sprechstunde erklärt der Arzt Özgür Onur, welche Formen es gibt, wie man vorbeugen kann – und wer sich auf ein genetisches Risiko testen lassen sollte.

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Unsere Rezension

In diesem ruhigen, informativen Gespräch zwischen Moderator Lennart Pyritz und dem Arzt sowie Demenzforscher Özgür Onur erfährst du, dass Demenz kein einheitliches Krankheitsbild ist, sondern ein Überbegriff für verschiedene Erkrankungen, die mit Gedächtnis- und Denkstörungen einhergehen.

Junge Menschen sind nur selten betroffen. Doch ab dem 65. Lebensjahr steigt das Risiko deutlich. Fast jede:r sechste 80-Jährige in Deutschland lebt mit einer Demenz.

Die gute Nachricht: Die Forschung weiß heute viel mehr darüber, wie sich das Risiko für Demenz senken lässt. Rund 40 Prozent der Erkrankungen gelten laut dem aktuellen Bericht einer internationalen Expert:innenkommission in der Fachzeitschrift The Lancet als potenziell vermeidbar – durch Veränderungen im Lebensstil.

Mit Tanzen, mehr Bildung und weniger Alkohol kannst du einer Demenz vorbeugen

Professor Onur spricht in der Podcastfolge über verschiedene Strategien zur Demenzprävention – und bleibt dabei eng an der aktuellen Studienlage, wie auch unsere Recherchen zeigen. Chancen und Grenzen der einzelnen Ansätze erklärt er sachlich und differenziert.

Besonders wirksam zur Vorbeugung von Demenz ist körperliche Bewegung – und sie lässt sich vergleichsweise leicht in den Alltag integrieren. Ideal sind Sportarten, die auch die Koordination fördern, wie zum Beispiel Tanzen.

Wer sein Demenzrisiko senken will, sollte zudem seinen Alkoholkonsum kritisch hinterfragen. Alkohol wirkt als Nervengift – und laut aktueller Forschung gibt es keine Menge, die gesundheitlich unbedenklich wäre. 

Jeder Tropfen könnte theoretisch das Risiko für Demenz erhöhen. Vor allem aber erhöht der Griff zu Bier und Wein das Risiko für Krebserkrankungen. Dazu ist die Studienlage zuletzt aussagekräftiger geworden.

Für die Entwicklung einer Demenz ist im Kindes- und Jugendalter eine geringe Bildung der Hauptrisikofaktor, erklärt der Neurologe Özgür Onur in der Podcastfolge. Ein genauerer Blick in den Bericht der Lancet-Kommission zeigt: Wie genau dieser Zusammenhang funktioniert, wird weiterhin intensiv erforscht. Es wird aber zunehmend klarer, dass nicht allein die Anzahl der Schuljahre zählt – sondern vor allem der erreichte Bildungsabschluss. Hinweise deuten darauf hin, dass der schützende Effekt unter anderem durch kognitiv fordernde Berufe vermittelt wird. Die Kombination aus höherer Bildung und geistig anspruchsvoller Tätigkeit könnte also besonders hilfreich sein, um im Alter länger geistig fit zu bleiben.

Lecanemab: Inzwischen auch in der EU zugelassen

Auch ein neues Medikament, das bei Alzheimer helfen soll, spielt in dem Gespräch zwischen Moderator Lennart Pyritz und Demenzforscher Onur eine Rolle: Lecanemab wurde zum Zeitpunkt der Podcast-Aufnahme bereits in den USA zur Behandlung der Alzheimer-Demenz zugelassen. Die Informationen zur Wirkung und möglichen Nebenwirkungen, die du hier hören kannst, sind fachlich korrekt.

Allerdings ist der Hinweis, dass Lecanemab in der EU noch nicht zugelassen sei, inzwischen veraltet. Am 15. April 2025 hat die EU-Kommission dem neuen Alzheimer-Medikament grünes Licht gegeben.

Genetisches Risiko: Sind Tests auf ApoE4 sinnvoll?

Besonders differenziert beleuchtet die Podcastfolge den genetischen Risikofaktor ApoE4. Dieses Gen gilt seit Längerem als möglicher Risikofaktor. Inzwischen diskutieren Fachleute, ob Menschen, die zwei Kopien dieses Gens tragen, sogar eine genetisch bedingte Form von Alzheimer haben. 

Für die Einordnung dieses Risikofaktors kommt Professor Johannes Levin von der LMU München zu Wort. Er forscht seit Jahren zu erblich bedingten Demenzformen – und schätzt: Etwa 2 bis 5 Prozent der Menschen in Deutschland tragen zwei Kopien des ApoE4-Gens.

Özgür Onur rät aber aktuell von einem Gentest auf ApoE4 ab. Der Grund: Ein entsprechendes Ergebnis kann stark verunsichern – ohne dass derzeit eine wirksame Therapie zur Verfügung steht. Diese Einschätzung teilt auch eine Reihe anderer Alzheimer-Expert:innen, die das Science Media Center 2024 zu diesem Thema befragt hat.

von Lukas Kohlenbach, Mitarbeit: Charlotte Huster

08.05.2025


Unser Fazit

Diese Podcastfolge liefert viele fundierte Infos zur Demenzprävention – und zeigt, wo Chancen, aber auch Grenzen der Forschung liegen. Wer sich für gesunde Lebensführung, neue Medikamente und genetische Risiken interessiert, sollte reinhören.


Unsere Quellen

Aktuelle deutsche Leitlinie zu Demenzen (Stand 2025): 038-013l_S3_Demenzen_2025-04.pdf

Der Lancet-Bericht zur Demenzprävention: https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(24)01296-0/abstract

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung und die WHO empfehlen, gar keinen Alkohol mehr zu trinken:  Sonderdruck_DGE_2_ges_Online.pdf und https://www.who.int/europe/de/news/item/28-12-2022-no-level-of-alcohol-consumption-is-safe-for-our-health

Spanische Forschende schlagen vor, bei zwei Kopien von ApoE4 von einer genetischen Alzheimer-Erkrankung zu sprechen: https://www.nature.com/articles/s41591-024-02931-w

Noch raten Expertinnen und Experten nicht, sich auf ApoE4 testen zu lassen: https://www.sciencemediacenter.de/angebote/apoe4-vom-risikogen-zur-genetischen-alzheimer-erkrankung-24070


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