Zum Inhalt springen

Doxy-PrEP/PEP: Antibiotika-Prophylaxe gegen sexuell übertragbare Krankheiten

Antibiotika vorbeugend gegen Geschlechtskrankheiten einnehmen? Ob das sinnvoll ist, hat der Deutschlandfunk-Reporter Christopher Weingart recherchiert und dafür mit den Experten Norbert Brockmeyer und Sven Schellberg gesprochen. 

Unsere Einschätzung
Niveau der FolgeEinsteiger

Hier geht es zur Folge —>

– Folge nicht auf Spotify verfügbar –


Du kannst bedenkenlos diese Podcastfolge anhören.


Unsere Rezension

Für den folgenden Rezensionsartikel haben wir ausgewählte Fakten aus diesem kurzweiligen Beitrag der Deutschlandfunk-Sendung „Sprechstunde“ nachrecherchiert und auch noch mal mit dem darin vorkommenden Experten Norbert Brockmeyer persönlich gesprochen. 

Norbert Brockmeyer ist Leiter des Zentrums für Sexuelle Gesundheit und Medizin sowie Präsident der Deutschen STI-Gesellschaft. Auch der zweite Experte in dem Beitrag, Dr. med. Sven Schellberg, hat viel Erfahrung mit der Behandlung von Geschlechtskrankheiten. Er leitet eine darauf spezialisierte Praxis in Berlin.  

Beide beziehen Stellung zu der Frage: Sollten Menschen das Antibiotikum Doxycyclin vorbeugend einnehmen, um sich bei wechselnden Sexualkontakten nicht mit einer Geschlechtskrankheit zu infizieren?  

In dem Radiobeitrag werden dafür zwei verschiedene Strategien vorgestellt: Die sogenannte Doxy-PrEP und die Doxy-PEP. 

Doxy-PrEP bedeutet die tägliche Einnahme von Doxycyclin, um Infektionen mit sexuell übertragbaren Krankheiten von vornherein zu verhindern.  

Doxy-PEP meint die Einnahme einer Einzeldosis nach einem sexuellen Kontakt.  

Wichtiger Side Fact: für diesen Gebrauch ist Doxycyclin in Deutschland eigentlich gar nicht zugelassen. 

Wie gut wirkt Doxycyclin gegen Geschlechtskrankheiten? 

Im Fokus der Debatte stehen vor allem drei sexuell übertragbare Infektionen: Chlamydien, Syphilis und Gonorrhoe. Die Aussagen aus dem Radiobeitrag zur Wirksamkeit von Doxycyclin gegen diese Erreger stimmen mit unseren Recherchen überein:  

In einer großen US-Studie konnte die Doxy-PrEP die Zahl von Chlamydien- und Syphilis-Infektionen deutlich senken. Auch für Gonorrhoe zeigte sich ein Effekt: Das Risiko zu erkranken sank ungefähr um die Hälfte. 

Laut Norbert Brockmeyer ist der Gonokokken-Erreger jedoch in Deutschland zu 90% gegen Antibiotika resistent – in den USA wären deutlich weniger Resistenzen bei diesem Erreger verbreitet.  Deswegen wäre hierzulande kein Effekt zu erwarten, wenn die Doxycyclin-Prophylaxe zum Schutz vor Gonokokken eingesetzt wird. 

Für wen eine Doxy-PEP sinnvoll ist  

Die deutsche STI-Gesellschaft rät in einer Stellungnahme von der täglichen Doxy-PrEP ab. Eine PEP könnte jedoch im Einzelfall sinnvoll sein – nach ärztlicher Absprache und nur für eine definierte Risikogruppe. Dazu zählen Männer, die Sex mit Männern haben und gleichzeitig entweder HIV-positiv sind oder eine HIV-PrEP einnehmen. So beschreibt es Norbert Brockmeyer auch in dem Hörfunkbeitrag.  

Diese Risikogruppe sei jedoch lediglich statistisch definiert worden, hat uns der Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten in unserem persönlichen Gespräch noch mal erläutert. Ob eine Person wirklich ein erhöhtes Risiko hat, sei sehr individuell. Auch heterosexuelle Personen mit vielen unterschiedlichen Sexualkontakten haben ein erhöhtes Risiko. 

Heilungschancen von Syphilis, Gonorrhoe und Chlamydien  

In dem Radiobeitrag wird außerdem berichtet, dass sich Chlamydien, Syphilis und Gonorrhoe gut heilen lassen würden. Das trifft unserer Recherche nach so zu. So lassen sich laut Studien die meisten Chlamydien– und Gonorrhoe– Erkrankungen heilen.  

Auch für Syphilis ist die Prognose sehr gut, wenn sie frühzeitig erkannt wird. Werden Syphilis-Symptome jedoch lange übersehen, kann die Erkrankung in ein nicht so gut therapierbares Krankheitsstadium übergehen. In unserem persönlichen Gespräch hat Norbert Brockmeyer das aber nochmal eingeordnet: “Darüber brauchen wir in Deutschland nicht diskutieren. Das kommt mehr oder weniger nicht vor”. In Ländern mit schlechterer medizinischer Versorgung, wäre das aber anders.  

von Lukas Kohlenbach, Mitarbeit: Charlotte Huster

28.08.2025


Unser Fazit

Dieser Hörfunkbeitrag von Christopher Weingart ist gut recherchiert und hörenswert. Mit den darin enthaltenen Informationen kannst du einschätzen, ob eine Doxycyclin-Prophylaxe für dich sinnvoll sein kann und welche Risiken es gibt.  

Wenn du nach dem Hören des Beitrags darüber nachdenkst, Doxycyclin zur Prophylaxe einer Geschlechtskrankheit einzunehmen, solltest du aber immer noch mal mit einem Arzt oder einer Ärztin sprechen.  


Unsere Quellen

  1. Beim Science Media Center findest du mehr Informationen zu Norbert Brockmeyer und seine Statements zu anderen wissenschaftlich diskutierten Themen: https://www.sciencemediacenter.de/angebote/forschende/prof-dr-norbert-brockmeyer-4c2002e8-f754-da8a-7e76-295c781245d6 
  1. Die Deutsche STI-Gesellschaft hat in einer Stellungnahme ihre Position zur Doxy-PEP und Doxy-PrEP erläutert: https://www.dstig.de/wp-content/uploads/2023/07/Stellungnahme_STI-Prophylaxe.pdf 
  1. Diese Studie im New England Journal of Medicine hat die Wirksamkeit der Doxy-PrEP untersucht: https://www.nejm.org/doi/10.1056/NEJMoa2211934 

Weitere Folgen, die dich vielleicht interessieren

  • 4 Minuten Lesezeit